Kolmannskuppe und das Diamantenfieber

Kolmannskuppe und das Diamantenfieber

Im April 1908 entdeckte der namibische Eisenbahnarbeiter Zacharias Levala an der gerade fertig gestellten Eisenbahnstrecke zwischen Lüderitz und Keetmanshoop nahe der Eisenbahnstation “Grasplatz” wunderbare Steine, die sein Vorgesetzter, der thüringische Eisenbahnbeamte August Stauch schnell als Diamanten identifizierte.

Der alte Bahnhof bei Garub

 

Stauch kaufte die Schürfrechte für das Gelände und schon Ende 1908 waren Rohdiamanten von insgesamt 39.000 Karat gefunden worden und das Diamantenfieber war ausgebrochen.

Die Regierung des Deutschen Reiches als Kolonialmacht des damaligen Deutsch-Südwestafrika reagierte schnell und errichte zur Kontrolle und Regulierung dieser Aktivitäten entlang der Küste vom 26. Breitengrad bis zur Grenze nach Südafrika ein Diamanten-Sperrgebiet.

August Stauch und weiter Inhaber von Schürfrechten gründeten daher zur Vertretung ihrer Interessen die 1909 Koloniale Bergbaugesellschaft und begannen das Hauptquartier und die Siedlung Kolmanskuppe in der Nähe ihrer Abbaugebiete zu erbauen.

Und dieser neue Ort in der so lebensfeindlichen Wüstenregion entwickelt sich unglaublich; sehr schnell lebten hier über 400 Einwohner. Für die Angestellten der Minengesellschaft werden ein- und zweistöckige Wohnhäuser erbaut und die Leitungsebene lebt in Jugendstilvillen nach deutschen Design. Die Baumaterialen, aber auch die technischen Anlagen und Maschinen werden aus dem deutschen Reich importiert. Es gibt einen Metzger, eine Bäckerei und einen Tante-Emma-Laden.

Jugendstilvilla
Die Villa des Quartiermeisters

 

Schon 1911 wurde die Stadt elektrifiziert und ein Kraftwerk in Lüderitz lieferte den Strom für die technischen Anlagen und die Häuser der Stadt.

Haushaltsmaschine von Miele

 

Nur für die rund 800 schwarzen Minenarbeiter, meist Ovambo, die in einfachen Holzbaracken außerhalb der Stadt den harten Lebensbedingungen dieser Zone ausgesetzt waren, gab es all diesen Luxus nicht. Eine Vermischung mit der weißen Bevölkerung war in keiner Weise gewünscht.

Nach dem ersten Weltkrieg geht der Boom der Stadt ungebrochen weiter; unter südafrikanischer Mandatsherrschaft wird eine neue Minengesellschaft gegründet, die Consolidated Diamond Mines of South-West Africa LTD.

Die Stadt erhält eine neue Schule und ein modernes Krankenhaus, das sogar – einzigartig im südlichen Afrika – über ein Röntgengerät verfügt. Diese Röntgenstation dient natürlich auch dazu, dem Diamantendiebstahl durch die Arbeiter, die Diamanten verschlucken, ein Ende zu setzen.

Für die Freizeitgestaltung steht den weißen Einwohnern ab 1927 eine Turnhalle, eine Kegelbahn und sogar ein Schwimmbad zur Verfügung.

Die Kegelbahn

 

Turn- und Festsaal

 

Es gibt eine kleine Fabrik zur Herstellung von Eis, ja sogar eine kleine Straßenbahn durch den Ort.

 

Die alte Eisfabrik

Das lebensnotwendige Trinkwasser, das zuerst mühsam per Schiff und Bahn von Kapstadt bis in diesen entlegenen Ort transportiert werden mußte, wurde nun von einem Brunnen per Bahn aus dem 80 km entfernten Garub geliefert.

Doch dann wurden 1928 in Oranjemund am Grenzfluss zu Südafrika noch weitaus reichere Diamantenvorkommen entdeckt. Kurz darauf traf die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre auch die Diamantenindustrie hart und noch dazu begannen die Vorkommen in den Abbaugebieten von Kolmanskoop langsam zu versiegen. Der Abstieg der blühenden Stadt begann.

1941 verlegte die Minengesellschaft ihren Sitz nach Oranjemund und im Jahr 1951 wurden die letzten, noch ausgebeuteten nördlich gelegenen Diamantenfelder aufgegeben. 1956 schließlich schließt das bis dahin zur versorgung der umliegenden Bevölkerung genutzte Krankenhaus und die letzten Einwohner verlassen Kolmanskuppe. Zurück bleibt eine Geisterstadt, deren verlassene Gebäude ausgeplündert und nach und nach von der Wüste zurückerobert werden.

Die Wüste erobert die Stadt zurück

 

Erst 1983 entscheidet sich die südafrikanische Mandatsregierung, Kolmanskoop als einzigartiges Zeugnis der Vergangenheit vor dem endgültigen Untergang zu bewahren. Einige der verfallenen Gebäude werden restauriert, der ehemalige Konzertsaal, die Kegelbahn und die Turnhalle wieder instand gesetzt und der Ort für die Touristen zugänglich gemacht.

So können sich die Besucher dieser Stätte noch heute in die aufregende Zeit des Diamantenfiebers Anfang des letzten Jahrhunderts in Namibia hineinversetzen.

 

 

 

Informationen:

Kolmannskuppe

Adresse: Abzweig an der B4 ca 13 km östlich von Lüderitz

Webseite: http://www.kolmanskop.de

Unterkunft: in Lüderitz

Literatur: Amy Schoeman, Kolmanskuppe. Einst und jetzt ISBN: 978-3933117175; 

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