Eine Reise in den Süden Albaniens
Albanien – eine Reise durch ein Land auf dem Weg nach Europa
Mit dem Ende der kommunistischen Diktatur im Juni 1991 hat sich das bis dahin isolierte Albanien auf einen langen Weg zurück in die europäische Völkergemeinschaft begeben.
Im ersten Jahrzehnt drohte der Transformationsprozess durch andauernde Wirtschaftskrisen, politische Auseinandersetzungen, eine grasierende Korruption und die allgegenwärtige Clanwirtschaft zu scheitern. Erst durch die im Juni 2014 erfolgte Ernennung zum EU- Beitrittskandidaten ergab sich eine Stabilisierung und eine, wenn auch langfristige Perspektive für das Land.
Dieses Land, geprägt von fantastischen Ständen am Mittelmeer und den zerklüfteten Bergen des Balkans wollen wir besuchen.
Unsere Reise nach Albanien beginnt mit einer Fahrt auf der Fähre von Korfu-Stadt über das hier nur wenige Kilometer breite Ionische Meer nach Sarandë. Von hier aus wollen wir die albanische Rivera und ihr bergiges Hinterland erkunden.
Sarandë liegt an einer kleinen, nach Süden hin offenen Meeresbucht. In der Antike wurde der Ort Onchesmos genannt. Aus dieser Zeit findet man im Stadtzentrum die Reste einer alten Synagoge aus dem 5. Jahrhundert.
Im 6. Jahrhundert wurde oberhalb der Stadt das Kloster für die „vierzig Märtyrer“ gebaut. Aus dem griechischen Namen Hagioi Saranta dieses Pilgerort stammt auch der heutige Name des Ortes, Saranda, ab. Leider wurde dieser einst prächtige Bau durch einen Luftangriff im 2. Weltkrieg zerstört.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde Sarandë unter der Diktatur Enver Hoxhas zu einem Urlaubsort ausgebaut. Auch nach dem Sturz des kommunistischen Regimes ist der Tourismus die wichtigste Einkommensquelle der Einwohner geblieben und Sarandë wird jährlich von über 500.000 Touristen besucht.
Leider hat der damit verbundene Bauboom dazu geführt, dass in Sarandë nur noch wenig an das frühere kleine Küstenstädtchen erinnert.
Am ersten Tag unserer Reise fahren wir zuerst entlang der albanischen Riviera ca. 24 km nördlich zum verträumten Küstenort Lukova. Hier gibt es zwei sehr schöne Sandstrände mit kritallklarem Wasser. Der Hauptstrand heißt „Cave Beach“ (Plazhi i Shpelles), der zur Ferienzeit sehr beliebt ist. Nördlich von Cave Beach gibt es einen anderen Strand, der ruhiger ist und zwei Campingplätze hat.
Weiter geht es auf unserer Route entlang der Küste zum nächsten Strand bei Porto Palermo. An einer kleinen Bucht lädt hier das herrlich grün schimmernde Wasser zum Schwimmen ein.
Doch die Hauptattraktion ist sicher die oberhalb der Bucht gelegene gut erhaltene Festung. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Ali Pascha von Tepelena erbaut, der sie dann 1803 der Royal Navy zur Nutzung überließ.
Am nördlichen Ende der Bucht von Porto Palermo befindet sich ein 1969 von der kommunistischen Regierung unter Enver Hoxha erbauter Marine-Stützpunkt. Heute ist er für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Anschließend fahren wir weiter über Dhërmi zum Llogara-Pass.
Dhërmi ist ein verträumtes Dorf, das an der zum Meer gerichteten Seite des Ceraunischen Gebirges liegt. Seine oft restaurierten und weiß getünchten Häuser und griechisch-orthodoxen Kirchen erinnern an das nahe gelegene Griechenland.
Kurz hinter Dhërmi begann dann unser Aufstieg unseren Aufstieg zum Llogara-Pass einem 1.027 m hohen Bergpass im Ceraunischen Gebirge, der das Dukat-Tal im Norden mit einer anderen Küstenregion, Himara, im Süden verbindet.
Während der Passüberquerung waren die Aussichten auf das Meer einfach spektakulär.
Am nächsten Tag unternehmen wir einen Tagesausflug mit dem Boot in den maritimen Nationalpark Karaburun-Sazan. Dieser Park umfasst ein 1,9 km langes Meeresgebiet entlang der Küsten der Halbinsel Karaburun und der Insel Sazan in der Nähe der Bucht von Vlorë. Die nördlichen Teile des Nationalparks gehören zum Adriatischen Meer, die südlichen zum Ionischen Meer– beim Kap Kepi Gjuhëzës auf Karaburun, dem westlichsten Punkt des albanischen Festlands, endet die Straße von Otranto die die beiden Meere trennt.
Unser erster Stop ist die Insel Sazan.
Diese Insel war von 1914 bis 1947 zunächst italienischer Marinestützpunkt, dann wurde sie von der kommunistischen Regierung Albaniens übernommen. Bis 1960 wurde dieser Marinestützpunkt sowohl von sowjetischen als auch albanischen Marineeinheiten genutzt, danach ausschließlich von der albanischen Marine.
Seit 2015 ist die heute unbewohnte Insel für die Öffentlichkeit zugänglich und man kann die alten Anlagen des Stützpunktes und die nun verlassene Siedlung der Familien der ehemals hier stationierten Soldaten besichtigen.
Auf der Insel erinnern auch heute noch zahllose, in die Felsen geschlagene Bunker und Tunnel an die militärische Vergangenheit der Insel.
Nach diesem Besuch fahren wir mit dem Boot entlang der Karaburun Halbinsel, die fast vollständig von der Adria im Norden und dem Ionischen Meer im Süden umgeben ist. Die unbewohnte Halbinsel ist sehr abgelegen, unerschlossen und unberührt. Sie kann nur übers Meer oder zu Fuß erreicht werden, da die einzige Straße durch die Marinebasis Orikum führt und für den öffentlichen Verkehr gesperrt ist.
Zuerst besichtigen wir die die beeindruckende Höhle von Haxhi Ali (Shpella e Haxhi Aliut). Die Höhle hat eine Länge von 30m, eine Breite von 10–12 m (33–39 ft) und eine Höhe von 18m. Sie diente dem Piraten Haxhi Aliu als Versteck.
Zum Abschluss unseres zu kurzen Besuches dieses Naturparadieses fahren wir noch zu einem der herrlichen Strände dieser Halbinsel. Hier gibt es eine kleine Taverne und wir können im türkisfarbenen Meer schwimmen und schnorcheln.
Von atemberaubenden einsamen Stränden über farbenprächtige Höhlen bis hin zu verlassenen Bunkern aus der kommunistischen Ära – die Halbinsel Karaburun ist ein Spiegelbild der Albanischen Rivera.
Nach unserer Rückkehr fahren wir dann entlang der breiten Meeresbucht in das nördlich gelegene Vlorë. Dank ihrer strategischen Lage am Eingang zur Adria war die Bucht von Vlorë, die einen natürlichen Hafen bildet, schon immer ein von vielen Völkern begehrter Handelsplatz.
Römische Geschichtsschreiber aus dem 2. Jhd. nach Christus erwähnen hier einen Handelsplatz mit dem Namen Aulon. Im 5. Jhd. wurde die Stadt Bischofssitz und vom römischen Kaiser Justinian stark befestigt.
Am 28.November 1912 rief dann In Vlorë Ismail Oemali die Unabhängigkeit Albaniens aus; während des ersten und des zweiten Weltkriegs besetzte zwar Italien noch einmal Vlorë, aber anschließend war die Stadt endgültig Teil des dann kommunistischen Albaniens. Heute ist Vlorë mit über 100.000 Einwohnern politisches und kulturelles Zentrum Südalbaniens.
Am folgenden Tag fahren wir zuerst zum am südlichen Ende der Bucht von Vlorë gelegenen Ruinenstätte von Oricum.
Der Legende nach wurde Oricum von den Euböern auf ihrer Rückkehr aus Troja gegründet, nachdem sie von starken Winden von ihrem ursprünglichen Ziel weg hier strandeten. Oricum wurde auf einem 20 Meter hohen Hügel errichtet, der auf einer schmalen Landzunge zwischen Meer und Lagune liegt. Dank ihrer außergewöhnlichen Lage an der Adriaküste, in der Nähe von Korkyra (Korfu) und nur einen Katzensprung von Otranto (Italien) entfernt, wurde die Stadt zu einer der wichtigsten Städte des Epirus.
Orikum war ein wichtiger Hafen in den Konflikten Roms, zunächst mit den Illyrern und später mit den Makedoniern, deren König Philipp V 214 v. Chr. im ersten römisch-makedonischen Krieg die Stadt eroberte.
Später war Oricum einer der Schauplätze des Bürgerkriegs zwischen Julius Cäsar, der die Stadt 48 v. Chr. besetzte und Pompejus, der sie nach Caesars Abmarsch nach Dyrrhachium belagerte und zurückerobern konnte.
Nach der Besichtigung der Ruinen fuhren wir weiter in das nahe, in den Bergen gelegene Tragjas.
Das alte Dorf Tragjas war seit der Antike bewohnt. Es erlangte während des zweiten Weltkriegs eine tragische Berühmtheit, als während der Schlacht von Gjorm im Januar 1943 albanische Widerstandseinheiten die Truppen des Königreichs Italien besiegten und zurückschlugen. Daraufhin bombardierten italienische Truppen im August 1943 und die deutsche Luftwaffe im August 1944 das alte Tragjas und hinterließen eine Ruinenstätte.
Von Tragjas aus ging verließen wir die albanische Riviera und führen östlich in die Berglandschaft des Landesinneren, um auf dem Weg nach Perret und Gjirokaster in dem Dorf Memaliaj zu übernachten. Memaliaj wurde 1947 als Wohnstatt der Arbeiter für die nahegelegenen Kohleminen gegründet und in einer Schleife des Flusses Vjosa gebaut.
Nach der Schließung der Minen wanderten viele Einwohner aus und die Stadt verarmte. In den letzten Jahren kommen jedoch vermehrt Touristen in die Gegend, die die reizvolle Landschaft und die ländliche Umgebung suchen. So findet man im Dorfkern mittlerweile auch das eine oder andere restaurierte Gebäude.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter südöstlich ca 50 km nach Përmet, um dort die Katiu-Brücke und die Thermalbäder von Bënjë zu besuchen. Nachdem wir das Städtchen Përmet erreicht haben , fahren wir kurz darauf nach links und entlang der Langarica-Schlucht, bis wir an einem Parkplatz bei den Thermalquellen von Bënjë ankommen.
Um zu den Thermalbädern zu gelangen, müssen wir zuerst über die Katiu-Brücke gehen. Diese malerische, von den natürlichen Thermalquellen umgebene osmanische Brücke von Benja wurde im 18. Jahrhundert erbaut. Sie ist 7 m hoch und 30 m lang und wurde komplett aus Stein gebaut.
Hier befinden sich auch die Thermalbäder von Bënjë, die schon seit dem Altertum genutzt werden. Diese Schwefelquellen entspringen aus tiefen tektonischen Verwerfungen auf beiden Seiten der Langarica-Schlucht.
Es gibt sechs entspannende natürliche Thermalbäder, und jede Quelle besitzt unterschiedliche therapeutische Eigenschaften für die Behandlung von Hautkrankheiten, Magenbeschwerden, Nierenproblemen und Rheumatismus. Das Wasser der Quellen – vom Typ Chlor-Natrium-Calcium – hat eine Temperatur von 22-28˚ Celsius. Sie laden uns zum Entspannen und Verweilen ein.
Nach dem Mittagessen fuhren wir dann weiter nach Gjirokaster. Gjirokastër liegt im Süden Albaniens im Flusstal des Drino, das sich hier zur Dropull-Ebene weitet.
Seit 2005 zählt die Stadt zum UNESCO-Welterbe, weil die Stadt ein seltenes Beispiel einer gut erhaltenen Stadt aus der Zeit der Osmanen sei und ein außergewöhnliches Zeugnis für die von der islamischen Kultur geprägte Gesellschaft dieser Epoche darstellen würde.
Gjirokastër ist eine der ältesten Städte des Landes und wichtiges kulturelles Zentrum Südalbaniens. Hier ist der Geburtsort des ehemaligen Diktators Enver Hoxha und des bekanntesten albanischen Schriftstellers Ismail Kadare. Die Burganlage von Gjirokastër, deren erste Anlagen auf einem markanten Felsmassiv schon im 6. Jahrhundert B.C..errichtet wurden, dominierte im späten Mittelalter unter der Herrschaft der Zenebish, einer albanischen Adelsfamilie, das ganze Tal.
1417 wurde Gjirokastër von der Armee des Osmanischen Reichs erobert. Die beherrschende Familie blieb aber weiterhin die Zenebishi, die bald nach der türkischen Eroberung zum Islam übergetreten waren. Für eine kurze Zeit konnte dann 1811 Tepelenli Ali Pascha die Stadt in sein Herrschaftsgebiet eingliedern, bis Sultan Mahmud II. 1822 Gjirokastër wieder für die Osmanen zurückeroberte, nachdem Ali Pascha einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war. Während der Herrschaft des Paschas wurde die Burg weiter stark ausgebaut und ein in zehn Kilometer langer Aquädukt zur Wasserversorgung errichtet.
Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs war die Stadt zwar zwischen Albanien und Griechenland umstritten, gehörte aber zu Albanien. Im zweiten Weltkrieg wurde Gjirokastër von italienischen Truppen besetzt, fiel dann kurzzeitig in die Hände der griechischen Armee, bis dann die deutsche Wehrmacht die Stadt eroberte.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und der Machtergreifung der Kommunisten rief der in Gjirokastër geborenen Anführer Enver Hoxha (1908–1985) die Volksrepublik Albanien aus, zu der auch seine Heimatstadt gehörte. Die kommunistische Regierung erklärte dann 1961 Gjirokastër zur „Museums-Stadt“. Dadurch entging das Stadtbild einer radikalen Veränderung. So ist der Tourismus heute eine bedeutende Einnahmequelle für die Stadt.
Gjirokastër wird auch „Stadt der Steine“ genannt. Diesen Namen verdankt die Stadt ihrem einzigartigen Stadtbild. Markante, kleinen Trutzburgen ähnelnde Häuser prägen seit Jahrhunderten die Viertel um die Burg, die heutige Altstadt. Die mit Steinplatten aus den nahen Gebirgen bedeckten Dächer dieser Gebäude regulieren die Innentemperatur der Häuser in dieser klimatisch kontinental geprägten Landschaft. So bleiben sie im Sommer recht kühl, während sie gegen die manchmal eisige Kälte im Winter isoliert sind.
Weiße Außenfassaden, hohe Holzfenster sowie viele kleine Innenhöfe mit riesigen hölzernen Hoftoren sind charakteristischer die Bauten in der Altstadt. Entlang der steilen Hänge des bis zu 480 m hohen Mali i Gjerë führen enge, kunstvoll gepflasterte Gassen aus dem 18. Jahrhundert und verbinden die verschiedenen Viertel der Stadt untereinander.
Am nächsten Tag fuhren wir zu verschiedenen Ausflugszielen in der Dropull Ebene. Zuerst besuchten wir das Dorf Libohovë.
Im 19. Jahrhundert war Libohovë eine bedeutende Stadt mit mehr als 15.000 Einwohnern, die unter dem Schutz von Ali Pascha stand.
Das Wahrzeichen der Stadt ist eine Festung, die Ali Pascha von Ioannina wurde zwischen 1741 und 1822 erbauten ließ. Die Burg wurde für seine Schwester Shanish als Hochzeitsgeschenk gebaut.
Sie lebte hier bis zu ihrem Tode. Ihr Grab befindet sich in der Nähe der Stadt Libohovë.Heute steht das Innere der Burg leer leer, nur Mauern stehen noch immer.
Einen schönen Ausblick hat man auch von der Moschee des Ortes.
Auf dem kurzen Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Dorf Labove e Kryqit, passieren wir einen herrlich gelegenen kleinen See, genannt Liqeni i Doftisë.
Im Dorf Labovë e Kryqit, das nur wenige Kilometer entfernt von Libohovë liegt, befindet sich eine der ältesten und schönsten byzantinischen Kirchen Albaniens, die der Heiligen Maria geweiht ist.
Diese Kirche wurde 554 zur Zeit von Kaiser Justinian erbaut. Das Gebäude ist ein typisch byzantinischer Bau mit einer hohen zentralen Kuppel, einem Kirchenschiff und kreuzförmig angeordneten Seitenschiffen.
Der Legende nach war ein Mann aus Labovë, Konstandin Laboviti, ein hoher Befehlshaber in Justinians Armee. Er war so tapfer und mutig, dass Justinian ihm eines Tages anbot, ihn mit allem zu belohnen, was er wollte. Dieser antwortete: Ich möchte, dass du in meinem Geburtsort, dem Dorf Labovë, eine Kirche baust.
Justinian stimmte zu und schickte die besten Handwerker, um die Kirche zu bauen. Vier Jahre später ordnete Justinian an, dass ein goldenes Kreuz, das aus Holzstücken des Jesuskreuzes gefertigt war, in der Kirche aufgestellt werden sollte. Das Kreuz wurde mit 600 Gramm Gold überzogen. Es blieb jahrhundertelang Teil der Kirche, wurde aber 1989 während der Unruhen in Albanien gestohlen. Angesichts der Bedeutung des Kreuzes erhielt das Dorf den Namen „Labovë e Kryqit“.
Der Innenraum ist mit Fresken dekoriert, die an den Innenwänden auf neun verschiedenen Ebenen zu sehen sind.
Unser nächstes Ziel war die Melan Tekke, also ein Derwischkloster. Die Tekke war nicht leicht zu finden. Sie liegt über der Dropull-Ebene südlich der Stadt Gjirokastër auf einem Hügel auf der östlichen Talseite beim kleinen Dorf Vllaho-Goranxia.
Die Melan-Tekke ist ein berühmter Pilgerort und wurde um das Jahr 1800 unter Baba Aliu von der Tekke von Zall gebaut. Unter dem Diktator Enver Hoxha wurde sie Ende der 1960er Jahre geschlossen und teilweise zerstört und erst 1994 wieder eröffnet. Heute ist sie dauerhaft von einem Derwisch bewohnt.
Am frühen Abend besuchten wir dann die römischen Ruinen von Hadrianopolis. Diese findet man von der Hauptstrasse E 53 aus in Richtung Süd über einen kurzen Feldweg. Die Ruinenstätte ist nicht umzäunt und kostet keinen Eintritt. Und wir waren hier ganz alleine.
Zur Zeit Kaiser Hadrians (117-138 n. Chr.) erhielt die kleine Siedlung an der Verbindungsstraße zwischen Apollonia und Nikopolis den Status einer Stadt mit dem Namen Hadrianopolis und wurde zur Hauptstadt und zum administrativen Bezugspunkt der römischen Gemeinde im Tal des Flusses Drin.
In dieser Zeit wurden Hadrianopolis die wichtigsten öffentlichen Gebäude, darunter das Theater und die Thermen errichtet.
Das über einem großen künstlichen Damm gelegene Theater wurde im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde das Theater restauriert und war die Bühne für Venationes (Kämpfe mit wilden Tieren) und wahrscheinlich auch für Gladiatorenkämpfe.
Am Tag darauf stand ein weiterer Ausflug auf dem Programm, der Besuch des “Syri i Kaltër – Blaues Auge”, einer Karstquelle am Westabhang des Gebirges Mali i Gierë ungefähr 35 km südlich von Gjirokastër.
Die Umgebung steht der Quelle steht unter Naturschutz und als Naturpark gekennzeichnet, durch den ein ca. halbstündiger Fussweg zur eigentlichen Quelle führt, der von Eichen- und Platanenhainen umgeben ist.
Bei der eigentlichen Quelle leuchtet das Wasser der hier entstandenen Seen und Bäche vor dem Hintergrund des hellen Kalksteins in einer wunderschönen Farbpalette von Tiefblau bis Karibikgrün.
Leider hat in unmittelbarer Nähe der Gewässer ein Ausflugslokal eröffnet, so dass die Magie dieses Ortes doch arg gelitten hat. Empfehlenswert ist es daher, hier nicht zum Wochenende oder während der Hochreisezeit hinzufahren, denn das “Blaue Auge” ist einen Besuch wert.
Am letzten Tag unserer Reise erwartet uns ein besonderes Ziel. Wir besichtigen die Ruinenstätte von Butrint.
Butrint liegt im Süden Albaniens, etwa 20 km von der modernen Stadt Saranda entfernt. Butrint dehnt sich auf einer Halbinsel aus, die im Norden und Osten vom Butrintsee und im Süden vom Vivar-Kanal umgeben ist.Diese uralte Siedlungsstätte liegt in einer außergewöhnliche Kulturlandschaft, die sich über viele Jahrhunderte hinweg organisch entwickelt hat und von vielen Zerstörungen verschont geblieben ist, die den Wert der meisten historischen Landschaften im Mittelmeerraum so geschmälert hat.
So stellt Butrint eine sehr seltene Kombination von Archäologie und Natur dar, ist ein Mikrokosmos der mediterranen Geschichte und wurde 1992 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt..
Schon prähistorischen Zeiten war Butrint besiedelt. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte war hier der Standort einer griechischen Kolonie, einer römischen Stadt und mit Aufkommen des Christentums der Sitz eines Bistums. Nach einer Blütezeit unter byzantinischer Verwaltung und einer kurzen Besetzung durch die Venezianer wurde die Stadt kurzzeitig französischer besitz um dann von den Osomanen erobert und beherrscht zu werden. im 19.Jahrhundert schließlich wurde die Stadt aufgegeben, nachdem sich in dem Gebiet Sümpfe gebildet hatten. Die heutige archäologische Stätte ist eine Ansammlung von Ruinen, die jede Periode der Entwicklung der Stadt repräsentieren.
An der Mündung des Vivari-Kanals wurde zur Kontrolle des Zugangs nach Butrint zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem Verteidigungssystem eine neue Festung hinzugefügt. Sie wurde von Ali Pascha erbaut, einem albanischen osmanischen Herrscher, der Butrint und das Gebiet bis zur endgültigen Aufgabe der Stadt kontrollierte.
Am Kanalufer steht ein venezianische Turm den Venezianer wohl 1717/1718 errichteten. Er diente wohl zur Absicherung des Kanals und des weiter oben liegenden venezianischen Kastells.
Eines der am besten erhaltenen Denkmäler in Butrint ist das Theater. Es wurde wohl ursprünglich von den Griechen um das Heiligtum des Asklepios, dem griechischen Gott der Heilkunst, erbaut und dann von den Römern im 2. Jahrhundert n. Chr. umgebaut und erweitert.
Bei archäologischen Ausgrabungen in den 1920er Jahren wurde eine Reihe von Statuen gefunden, die des römischen Kaisers Augustus, seiner Frau Livia und wichtiger militärischer Führer. Am Eingang des Theaters sind noch Inschriften in altgriechischer Sprache zu sehen, die die Namen von Sklaven aufzeichnen, denen im Theater die Freiheit gewährt wurde.
Als Baptisterium wurde ursprünglich das Becken eines römischen Kaltwasserbades innerhalb einer Thermenanlage bezeichnet. Von den Christen wurde die Bezeichnung für das Taufbecken übernommen.
Das Baptisterium von Butrint ist das wichtigste Überbleibsel aus der frühchristlichen Zeit der Stadt. Es wurde im Inneren der römischen Thermen der Stadt errichtet. Sein Pflaster war mit reichen Mosaiken verziert.
Der Trikonch-Palast in Butrint war ursprünglich eine traditionelle römische Villa aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr., deren mit Mosaiken geschmückte Räume um ein Peristyl angeordnet waren. Der Eigentümer war wohl eine Person im Rang eines Senators. Um 400 n. Chr. wurde das Haus in einen vollwertigen Palast umgewandelt, wobei der ursprüngliche Hof erweitert, ein neuer östlicher Flügel und ein luxuriöser Speisesaal mit drei Nischen am Flussufer errichtet wurde.
1980 wurde in Butrint ein Gymnasium – in der Antike ein Ort der körperlichen, charakterlichen und intellektuellen Erziehung der männlichen Jugend – nachgewiesen. An diesem Komplex findet sich auch ein Nymphaeum, ein Nymphenheiligtum, das über einer längsgerichteten Brunnenanlage errichtet war. Die Apsis an der östlichen Schmalseite der Anlage wird durch drei Nischen gegliedert, in deren Knochen Mosaikbilder erhalten sind.
Butrint hatte schon im 5.Jh. einen Bischof. Die große Basilika wurde dann gleichzeitig mit dem Baptisterium während der byzantinischen Herrschaft im 6.Jh. gebaut und war danach bis ins 16. Jh. Bischofssitz. Ihr Boden war wohl mit Mosaiken verziert, von denen im Altarraum noch Reste zu sehen sind.
Im Norden von Butrint befindet sich Durchgang, der wohl im 6. Jahrhundert A .D: wohl aus Verteidigungsgründen sehr flach ausgebaut wurde.. Über ihm befindet sich ein Relief, dass einen Löwe im Kampf mit einem Stier zeigt und wohl aus einem Tempel aus der alten Akropolis stammt.
Die Stadtmauern von Butrint umgaben die gesamte Halbinsel und sind zu großen Teilen noch erhalten geblieben. Die Mauern zur Lagune hin wurden erstmals im 6.Jh. gebaut und zuletzt zwischen 2007 und 2011 konserviert.
Am Ende unseres Besuchs steigen wir hoch auf den alten Standort einer venezianischen Festung, die im 14. und 15. Jahrhundert auf dem höchstgelegenen und am leichtesten zu verteidigenden Gebiet von Butrint erbaut. wurde. Allerdings wurde die heute dort stehende Burg 1936 von Luigi Maria Ugolini nach dem Abriss der älteren verfallenden Bauten vollständig neu errichtet.
Von diesem Ort hat man einen phantastischen Ausblick auf den Vivar Kanal und die Straße von Korfu. Am Ende unserer Besichtigungstour besuchen wir noch das sich im Kastell befindende Museum, in dem Fundstücke aus den Ausgrabungen der Stätte ausgestellt sind.
Am Abend fahren wir dann zurück nach Saranda, von wo aus wir am kommenden Tag unsere Rückreise unternehmen.
„Wir werden wiederkommen“
Gracias Juergen por esta fantástica explicación del itinerario a seguir para visitar este país que parece maravilloso y a la vez muy poco explotado turisticamente. Me hago una buena idea de su historia y lugares imprescindibles a visitar. Viendo las súper fotos que has compartido, dan ganas de empezar el viaje lo antes posible.